Auf Tiktok wurde #bulletjournal schon eineinhalb Milliarden Mal aufgerufen. Der Trend ist angekommen, und das schon seit einigen Jahren. Doch die Videos auf Instagram und Co. schrecken eher ab, als dass sie inspirieren würden. Kleine da Vincis teilen dort ihre Kunstwerke und man fragt sich nur: «Wie kann man so talentiert sein?»
Doch spulen wir einmal zurück: Was genau ist dieses begehrte Bullet Journal eigentlich? Im Grunde eine simple Agenda. Aber nicht eine, die man fixfertig kauft, sondern nach eigenem Geschmack und individuellen Bedürfnissen erstellt und anpasst. Jap, das kann ganz schön zeitaufwendig sein, wenn man will. Es gibt aber auch minimalistische Schnellversionen, die zeitsparend sind.
Das Buch
Erfunden hat das System der New Yorker Grafikdesigner Ryder Carroll, der einen Kalender mit ausreichend Platz für Termine, Listen, Gedanken und Inspirationen schaffen wollte. Ganz ohne Vorschriften und Platzmangel. Er war der Meinung, dass ein Organisationssystem passend zum Beruf, der Schule, dem Studium oder der Freizeit und nach den eigenen Vorlieben und Interessen gestaltet werden sollte. Das Bullet Journal ist ein Kalender, in dem alle To-do-Listen und wichtigen Notizen Platz finden, aber auch Raum für individuelle Themen wie Gedanken und Zitate bleibt.
Die wichtigsten Grundlagen
Wer ein Bullet Journal starten will, der sollte auf die richtige Ausstattung setzen. Diese Dinge brauchst du dafür:
Notizbuch
Bleistift
Radiergummi
Farbstifte
Fineliner und Filzstifte
Leuchtstifte
Tuschestifte oder Brushpens
Lineal oder Geodreieck
Ausserdem gibt es grundlegende Begriffe wie Bullet, Key oder Log, die man vor dem Start verstehen sollte:
Bullet steht für Aufzählungszeichen, denen einzelne Eigenschaften zugeschrieben werden. Mit einem Bullet können im Journal dann Aufgaben oder Termine gekennzeichnet werden.
Der Key sorgt für Struktur im Journal: Dort – kann auch als Legende bezeichnet werden – werden alle Funktionen der jeweiligen Symbole notiert. Es entsteht eine Liste, mit der sich bestimmte Themen leichter wiederfinden lassen.
Als Log bezeichnet man das Kalendarium des Journals. Dort finden Termine, Ereignisse und Aufgaben ihren Platz. Es gibt Daily Logs, aber auch Wochen- (Weekly Logs), Monats- (Monthly Logs) oder Jahresübersichten (Future Logs).
Der Index ist ein simples Inhaltsverzeichnis, damit man den Überblick nicht verliert. Mit Seitenangaben findet man die verschiedenen Themenbereiche schnell wieder. Achtung: Halte den Index stets up to date.
Je nach Bedürfnissen können sogenannte Tracker angelegt werden. Dort werden beispielsweise Essgewohnheiten, Schlafrhythmus oder sportliche Aktivitäten dokumentiert.
Ganz frei gestaltete Seiten nennt man Collections. Dort finden Zitate, Erinnerungen oder andere Listen Platz.
Das schlichte Schwarze
Vorteile von Bullet Journal
Bevor wir euch Tipps für die Umsetzung geben, wollen wir einmal die Vorteile eines Bullet Journals beleuchten und dir sagen, warum es guttut, eines zu machen:
Bringt Ordnung und Struktur in deinen Alltag.
Es entsteht ein individuell auf deine Bedürfnisse abgestimmter Terminplaner.
Du kannst deine Kreativität ausleben, es macht Spass und beruhigt.
Wir verbringen täglich so viel Zeit am Bildschirm, da tut eine analoge Beschäftigung einfach gut.
Wichtig ist, dass jedes Bullet Journal ganz anders ausschaut, weil es sich nach dem Ersteller richtet. Keines ist wie das andere, das macht es so spannend. Das Bullet Journal hilft dir dabei, deinen Alltag zu strukturieren und organisieren. Und weil jeder Alltag anders ist, fällt auch die Agenda anders aus.
7 Tipps für Bullet-Journal-Anfänger
Wer nun glaubt, fürs Bullet Journal müsse man künstlerisch begabt sein, der irrt. Es braucht nur Zeit, bis man sein eigenes System entwickelt hat, aber im Grunde kann jeder und jede ein Bullet Journal anlegen.
Mit Motiv
Aber wie startet man nun am besten mit einem Bullet Journal, wenn man noch nie eines gemacht hat? Holly (36), die in Zürich unter dem Namen Holly Loves Planning Bullet-Journal- und Hand-Lettering-Workshops anbietet, kennt die richtigen Tipps für Anfänger:
1. Ein Bullet Journal muss nicht kreativ sein, darf es aber.
«Ein Bullet Journal kann ein kreativer Ausgleich im Leben sein, muss es aber nicht. In erster Linie ist das Bullet Journal ein Planungstool, das man auf die eigenen Bedürfnisse abstimmen kann», sagt Holly. Je einfacher ein Planungslayout gehalten werde, desto besser. Einen klaren Überblick behalten zu können, ist laut der Bullet-Journal-Expertin das A und O – und zu viel Dekoration kann da einfach ablenken. Sie betont: «Lass dich also von Social Media nicht verunsichern!»
2. Habe Geduld und halte den Arbeitsaufwand realistisch.
Über den Daumen gepeilt, dauert es laut Holly circa drei bis sechs Monate, bis man den Dreh mit dem System für sein Bullet Journal raus hat. «Ein simpler Monatsaufbau hilft, dass die Arbeit, die man investiert, einen am Ende nicht überfordert. Für kreativ aufwändige Spreads ist auch später noch Zeit», rät die Gründerin von Holly Loves Planning.
3. Bleistift und Geodreieck werden deine besten Freunde.
«Es ist Zeit, das Geodreieck aus der Mittelstufe wiederzufinden!», betont Holly. Jedes Layout, auch minimalistische, würden bei der Bullet-Journal-Expertin immer mit einer Bleistiftskizze starten. Sie klärt auf: «Man sieht es auf den Videos auf Social Media nicht, da ich einen Bleistift mit harter Spitze (beispielsweise 3H) benutze und dieser nur sehr feine und helle Bleistiftlinien hinterlässt, so muss ich am Ende auch fast nichts radieren.»
Kennst du das Dreieck noch?
4. Layouts kopieren ist erlaubt und erwünscht.
«Die beste Art und Weise herauszufinden, was für einen selbst passt, ist, Layouts, die einem gefallen, im eigenen Notizbuch zu kreieren», glaubt Holly. Minimalistisch, kreativ oder ein Mix von beiden – alles sei erlaubt, und mit Ausprobieren finde man zu seinem eigenen Stil. Die Gründerin von Holly Loves Planning gibt einen Profi-Tipp: «Stellt einem Creator ruhig Fragen in der Kommentarspalte eines Posts, falls ihr Hilfe beim Wiederkreieren braucht.»
5. Der Unterschied zwischen Bullet Journal und Agenda.
«Meiner Meinung nach ist der Unterschied zwischen einem Bullet Journal und einer Agenda, dass es nicht allein aus Planung besteht, sondern auch ein Selbsthilfetool sein kann», fasst Holly zusammen. Nur schon die Zeit, die man fürs Aufsetzen des Bullet Journals einteilt, sei Zeit, die man nur für sich selbst habe.
Mint Blue
6. Teile die Zeit gut ein.
Die Zeit, die man in sein Bullet Journal investiere, solle man seinem Wochen- und Monatsablauf anpassen. «Gönn dir ruhig mal einen ganzen Tag, an dem du dich in deinem Bullet Journal kreativ austoben kannst, aber denke nicht, dass dies jeden Monat so sein muss», fügt Holly an. Zu Beginn kann es laut der Bullet-Journal-Expertin hilfreich sein, wenn man einmal in der Woche den nächsten Weekly Log aufsetzt und sich einmal im Monat ein wenig mehr Zeit nimmt, um den Monthly Log mit allfälligem Cover zu kreieren.
7. Ein Bullet Journal kann viel, muss nichts.
«Was auch immer dir Spass macht, wie viel oder auch wie wenig Zeit du investieren willst, egal wie oft du deine Meinung änderst, dein Bullet Journal passt sich dir immer an», so Holly. Und weiter sagt sei: «Lass dir also nicht vormachen, dass es Regeln gibt, welche dir sagen, was du musst oder nicht darfst!» Die Hauptsache sei, dass es Freude bereitet und in irgendeiner Weise dabei hilft, das Leben zu organisieren.
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